PR 2840 - Der Extraktor by Hubert Haensel

PR 2840 - Der Extraktor by Hubert Haensel

Autor:Hubert Haensel [Haensel, Hubert]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Pabel- Moewig Verlag KG
veröffentlicht: 2016-01-21T23:00:00+00:00


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20. Mai 1518 NGZ

»Das Parlament wird heute Nachmittag zum letzten Mal diskutieren und spätestens morgen eine Entscheidung treffen. Andernfalls gibt es Mittel und Wege, die Abstimmung zu erzwingen.« Arun Joschannan hatte sich in Rage geredet. Ungeduldig blickte er das Holo seines Gesprächspartners an. »Ehrlich gesagt, mir fehlen die Zeit und der gute Wille, alles mehrfach durchzukauen.«

»Ich weiß von einigen Abgeordneten, dass sie eine Evakuierung ablehnen werden, und das nicht nur aus Kostengründen.«

»Kapital und Menschenleben gegeneinander aufzurechnen ist ziemlich die mieseste Masche ...«

»Schon gut, Arun; es gibt diese Sichtweise, und wir beide werden sie nicht ausräumen können. Aber der Hauptgrund für den Stimmungsumschwung ist die EPPRIK-Flotte. Wir erhalten Unterstützung, das ist nun offensichtlich. Im Ernstfall bestimmt nicht nur dreißig Schiffe, sondern dreihundert.«

»Tausend wären mir lieber«, sagte Joschannan.

»Du siehst die Bedrohung so extrem?«

»Ich gehe vom schlimmsten Szenario aus. Dann können wir kaum unangenehm überrascht werden.«

»Gut, das klären wir am Nachmittag. Es dürfte eine heiße Aussprache werden. Setzen wir uns hinterher zusammen und halten Rückblick? Den indischen Markt haben wir lange nicht aufgesucht.«

»Das wird noch eine Weile so bleiben«, sagte Joschannan. »Ich sehne mich danach, in einer Nacht wieder länger als vier Stunden zu schlafen. Wir sehen uns.«

Joschannan unterbrach die Verbindung.

Er hatte es eilig. Im Laufschritt verließ er sein Büro und sprang in den nächsten Antigravschacht. Erst im Erdgeschoss stieg er aus und durchquerte die Halle in Richtung des Hauptportals.

Unvermittelt sah er sich vier uniformierten Onryonen gegenüber.

»Resident Joschannan.«

»Ja. Was gibt es?«

Die Emot-Organe schimmerten in kräftigem Gelb. Joschannan erkannte die Färbung als Anzeichen innerer Anspannung und Aufmerksamkeit.

»Unser Kommandant wird mit dir reden.«

Eine ungewöhnliche Begegnung. Seit der verheerenden Explosion des Linearraumtorpedos auf dem Ekawota-Raumhafen vor knapp zwei Jahren waren die gegenseitigen Kontakte an den Fingern abzuzählen. Viel hatte man sich nicht zu sagen und war eher bemüht, einander aus dem Weg zu gehen. Shekval Genneryc hatte ohnmächtig mit ansehen müssen, wie die Solare Residenz seinem Zugriff entzogen worden war; Joschannan war im Gegenzug keine andere Wahl geblieben, als zu kapitulieren.

Und nun kam Genneryc auf Joschannan zu und blieb vor ihm stehen. Er hatte die Augen mit einer Schutzbrille beschattet, trotzdem war deutlich, dass er Joschannan anstarrte.

»Manchmal ändern sich die Zeiten.« Gennerycs Stimme klang weich, fast säuselnd. »Ich bin hier, damit wir miteinander reden können.«

»Onryonen und Maharaner?«, fragte Joschannan.

»Das wäre zu viel Aufwand. Es wird ausreichend sein, wenn die Kommandanten miteinander klären, was festzulegen ist.«

Wie schwer mochte Genneryc diese Feststellung gefallen sein? Joschannan dachte daran, dass Attilar Leccore den Onryonen einen scharfen Hund genannt hatte. Unrecht hatte der Direktor des TLD damit keineswegs. Andererseits hatte auch Joschannan bewusst darauf verzichtet, als Bittsteller zu den Onryonen zu gehen, zumal die Anfrage der Konteradmiralin nach der Sichtung der Tiuphorenraumer unbeantwortet geblieben war. Bis zu dieser Minute.

Kam Genneryc, um ihn zu informieren, dass die Onryonen aus Goyn und von Maharani abzogen? Joschannan sah in dem Moment schon die Trivid-Headlines vor sich: Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.

»Wir befürchten einen baldigen Angriff der Tiuphoren«, sagte Genneryc. »Sie sind nicht nur eure Gegner, sondern auch unsere.«

»Ist das ein Angebot, mit uns zu kämpfen?«, fragte Joschannan überrascht.



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